Kolumbien - Land im Zwiespalt und der Gegensätze
 Kolumbien -Land im Zwiespalt und der Gegensätze  

Embera

Die Emberas (auch als Chocé oder Katéo Indianer bekannt) leben in Kolumbien und Panama und kleine Gruppen in Ecuador. Chocé war der Name, den die Spanier den Ureinwohnern der Pazifikküste gaben. Sie gehören zur Sprachfamilie der Choco. Embera wird von 60000 bis 110.000 Personen gesprochen. In Kolumbien leben ca. 50.000 Emberas. Der Name „Emberá“ bedeutet „Menschen“. Sie unterteilen sich in zwei Hauptzweige, die Nord-Emberá mit den Darien und Catió in Kolumbien und Panama und in die Süd-Emberá mit den Baudó, Chamí, Tadó und Epena.

Mädchen Catio-Emberá Mädchen oberen Rio Sinu: Foto joshuaproject.net/

Catió (Catio-Emberá, Katio, Embena, Eyabida) - Ein mit etwa 35.000 Angehörigen (2019) zu den nördlichen Emberá gehörend. Östlich des Atrato-Tales, am oberen Rio Sinu sowie den Flüssen San Jorge, San Pedro und Murri in den Departements Antioquia, Cordoba und Choco sowie einer ganz kleinen Gruppe in Panama. Ihre Sprache ist heute noch lebhaft im Gebrauch. Der Terminus „Catío“ wird manchmal auch für andere Gruppen der Chocó benutzt.

 

Darien (Nord-Emberá, Panama-Emberá, Dariena, Emperã, Eberã Bed’ea, Eperã Pedea, Atrato, Eberã, Cholo) (zur Nordgruppe) - mit etwa 25.000 Angehörigen (2019) in der Provinz Darién im Osten Panamas und etwa 19.000 Angehörigen (2019) in den Departements Antioquia und Choco, im Becken des Rio Atrato in Kolumbien. In beiden Regionen unterliegt ihre Sprache einem sich weiterentwickelnden Status.

Baudó (Baudó-Emberá, Catrú) - Ein mit etwa 6.500 Angehörigen (2019) zu den südlichen Emberá gehörender südamerikanischer Volksstamm in der Serrania Baudó und an den Küstenflüssen der pazifischen Nordküste zwischen Cabo Corrientes und dem Süden des Rio San Juan, nördlich von Tadó in Kolumbien, nahe der Nord-Emberá. Ihre Sprache gilt heute als gefährdet. Die Baudó-Sprache differiert stark zu denen des Nord-Emberá und auch geringfügig gegenüber den anderen Süd-Emberá-Sprachen.

Cami Frau, Foto: Jose Montoya

Chamí (Chamí-Emberá) (zur Südgruppe) - Ein mit etwa 5.900 Angehörigen (2019) zu den südlichen Emberá zählender südamerikanischer Volksstamm in den Departements Caldas, Risaralda, Antioquía und Valle inklusive dem Municipio von Caramanta in Kolumbien. Sie sind größtenteils noch monolingual und ihre Sprache unterliegt einem sich weiterentwickelnden Status.

Tadó (Tadó-Emberá) - Ein mit etwa 1.100 Angehörigen (2019) zu den südlichen Embera gehörendes südamerikanisches Volk am oberen Rio San Juan sowie in der Andenregion in den kolumbianischen Departements Andes und Risaralda nahe der Chamí. Ihre Sprache, die dem Chamí ähnlich ist, gilt heute als gefährdet.

Epena (Saija-Emberá, Saija, Epená Saija, Epéna Pedée, Süd-Emberá) - mit etwa 4.100 Angehörigen (2014) in Kolumbien, an der südlichen Pazifikküste, in den Departements Caucá, Nariño und Chocó sowie etwa 600 Angehörige in Ecuador und etwa 500 Angehörige (2019) in Panama. Ihre Sprache unterliegt in Ecuador und Panama einem sich weiterentwickelnden Status und in Kolumbien gilt sie sogar in der Region als Lehr- und Bildungssprache. Ein Dialekt dieser Sprache ist das Basurudó. Ihre Sprache wird heute nur noch innerhalb der Familien gesprochen, ansonsten bedient man sich des Spanischen. Die Saija sind Küsten- und Flussfischer und betreiben vorwiegend Ackerbau.

Regenwald bei Buenaventura, Autor

Nach ihrer eigenen Überlieferung sind die Emberá aus dem Süden zugewandert. Sie lebten halbnomadisch als Jäger und Sammler im hohen tropischen Regenwald Nordkolumbiens und Panamas bis zur Grenze Costa Ricas. Sie bezeichnen sich selbst als Flussvolk, dessen Häuser entlang der Flussufer bauten.  Historisch gesehen lebten die Embera in einem verstreuten Siedlungsmuster entlang der Flusssysteme. In den 1950er Jahren begannen die Embera, ersten kleinere Dörfer zu bilden, was als "langsamer, fast evolutionärer Prozess" beschrieben wurde. [11] Wirtschaftliche Erwägungen, westlicher Einfluss und die Anwesenheit religiöser Missionare waren Einflussfaktoren in den ersten Siedlungen der Ember-Gemeinschaften. Es gibt auch Berichte über einen Ausländer, der unter seinem Spitznamen "Pera" bekannt ist, eine mysteriöse und legendäre Figur, die versuchte, die Embera davon zu überzeugen, sich in Kolonien niederzulassen.

Flüsse spielen eine zentrale Rolle im täglichen Leben. Fisch ist ein wichtiges Grundnahrungsmittel gemeinsam zusammen mit Kochbananen (Pata). Boote haben neben dem Transport und Fischfang eine wichtige Rolle in der Kosmologie gespielt. Das Handwerk des Baus von Kanus (hampa) war historisch eine sehr bedeutende Fähigkeit der Männer. Ethnographische Aufzeichnungen beschreiben, wie Boote einen anthropomorphen Charakter in der Sprache und Philosophie von Embera annehmen, und traditionell wurden die Menschen sogar in Kanus begraben. [14] Anthropologen haben darübergeschrieben, wie zentral die Flüsse für das Weltbild sowohl der Embera als auch der Wounaan sind.

Sabal mauritiiformis, Autor

Ein traditionelles Haus der Embera kann als eine Open-Air-Wohnung beschrieben werden, die auf Stelzen mit Strohdächern aus Palmblättern (oft, aber nicht ausschließlich Sabal mauritiiformis) und Bodenbelag aus der Rinde der Jira-Palme (épa). Diese Häuser waren in der Regel rund und groß genug, um Mitglieder einer erweiterten Familiengruppe zu beherbergen. Stämme mit Kerben (domé) wurden als Leitern verwendet, um das Haus zu betreten und zu verlassen. Sie können mit den Kerben nach innen gedreht werden, um zu signalisieren, dass die Menschen beschäftigt waren, nicht zu Hause, oder Tiere davon abzuhalten, in das Haus zu klettern. Der Raum unter dem Haus würde als Trockenraum genutzt, sowie Hausarbeiten durchzuführen oder Tiere zu halten. Im Inneren werden besondere hölzerne oder auch tönerne Krüge aufgestellt, um Regenwasser zu sammeln, das über Bambusrinnen hineinläuft.

Siedlung am Fluss Siedlung am Fluss, Foto aus WordPress

Bei den Catiós konnte nach altem Brauch ein Mann bis zu 20 Frauen haben und zahlreiche Sklaven. Nach ihrem Erbsystem erbte der Sklave, der am längsten für seinen Herrn gearbeitet hatte, dessen gesamten Besitz einschließlich der Frauen. Heute hat jede Catío-Familie ein Stück Land, auf dem sie Zuckerrohr, Mais und Feldfrüchte anbaut. Sklaven werden nicht mehr gehalten aber die Ehefrau ist ihrem Mann noch immer völlig Untertan. Eine Ehefrau wird bereits geschieden, wenn der Ehemann ihrer überdrüssig geworden ist, ebenso können Kinder von ihrem Vater aus dem Haushalt verstoßen werden.

Historisch gesehen wurde das Volk von Embera als eine grundsätzlich egalitäre soziale und politische Organisation beschrieben. Ethnographische Berichte und mündliche Geschichte deuten darauf hin, dass die soziale Struktur seit der Kolonialzeit egalitär ist, ohne formelle Stammesführer, Häuptlinge, Räte oder eine Struktur von Ältesten. Bestimmte religiöse Überzeugungen und zeremonielle Aktivitäten konzentrieren sich auf den Schamanen, der mit seinen intimen Kenntnissen der medizinischen, toxikologischen und halluzinogenen Eigenschaften der umgebenden Pflanzen- und Tierwelt durch exorzierende bösartige Geister heilt. Doch in Bezug auf politische, wirtschaftliche oder zwischenmenschliche Beziehungen hat kein Individuum einen besonderen Führungsstatus. 

Mit der Gründung der Stadt San Sebastien de Buenavista am östlichen Ufer des Golfs von Urabé und damit des Gouvernements Nueva Andalucia durch Alonso de Ojeda am 20. Januar 1510. Zu diesen Zeitpunkt begann auch der Eroberungsprozess und die Zersplitterung der Ember-Territorien und Kultur.

Die Lebensgewohnheit und sozialen Organisation der Embera erlaubte es ihnen, der Kolonisierung ihres Territoriums lange Zeit zu widerstehen. Dazu waren sie ein sehr kriegerisches Volk. Vor dem Kampf schnitten die Männer sich die Haare ab. Kleidung wurde aus Baumwolle und Rindenstoff gefertigt

Rio Atrato, Foto Radio Universidad Tecnológica del Chocó

Zwischen 1718 und 1730 wurden neue Siedlungen um Atrato geschaffen, wobei die Goldbesiedlung zusätzliche Anreize schaffte. Während des achtzehnten Jahrhunderts gab es ständige einheimische Aufstände gegen die Spanier, die mit höchster Brutalität ihrer Armeen niedergeschlagen wurden. Allmählich werden die Catío immer mehr von weißen Farmern und Pflanzern aus ihrem Land verdrängt. Aber sie halten zäh an ihrer Kultur fest und weigern sich hartnäckig, ein Leben nach westlicher Art zu führen.

Vertriebene Emberas kehren zurück, SWISSAID

In der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts beginnt eine neue Phase des Zerfalls der Ember-Gemeinschaft. Gewalttätige Auseinandersetzungen auf ihren Territorien durch die Guerillas (FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens), ERG (Revolutionäre Guevarista-Armee), ELN (Nationale Befreiungsarmee) und der kolumbianischen Armee erzeugten Unsicherheit und führten oftmals zur Vertreibung. Arme Siedler verdrängten sie aus ihren Siedlungsgebieten, großflächige Rodung, Staudämme und Naturschutzparks behinderten die Jagd. Die verstreuten Emberá-Familien ziehe in größeren Siedlungen zusammen.

Indigene haben eine Straßenblockade errichtet (© SADIA)

Die Indigene Gemeinschaft beginnen sich ihrer Kraft und Tradition bewusst zu werden und fangen an sich aktiv zu wehren. Besonders in den letzten Jahren machen sie immer öfters durch Protestmärsche und Straßenblockaden auf sich aufmerksam. Das kolumbianische Verfassungsgericht z.B. untersagte den Unternehmen Rio Tinto, Sunward und Muriel Mining Corporation die Errichtung einer Mine, nachdem es bereits zu einer Militarisierung der Gegend und zu Menschenrechtsverletzungen gekommen war. Es lehnte am 9. März 2012 die Revision. ab.[4] Die Klage der Embera und der afro-kolumbianischen Gemeinschaften in Jiguamiando, Chocó von 2009 richtete sich gegen Muriel Mining. Im Zuge seines Mandé Norte Kupfer-Gold-Molybdän-Projekts, an dem Rio Tino beteiligt ist, hatte es der Konzern versäumt, die betroffenen Gemeinschaften im Vorfeld gesetzesgemäß zu konsultieren. Diesen Grundsatz hatte die kolumbianische Regierung bereits August 1991 unterzeichnet. Ein interethnischer Rat (Consulta Interétnica de los Pueblos) hatte 2009 die Minenprojekte einstimmig abgelehnt.

Protestierende Indianer Trotz Soldaten im Rücken stoppen Indianer die Bergbaufirma (Foto OIA,Colombia)embera-0409_33079

Besondere Anstrengungen unternehmen sie ihre natürliche Lebensumwelt, den Tropischen Regenwald zu erhalten. So haben die heute noch etwa 270 Emberá-Familien im Norden Kolumbiens in einer von Menschenrechts- und Umweltorganisationen durchgeführten Abstimmung trotz des bedrohlichen Präsenz von Militär und Polizei ihre Weigerung bekräftigt, ihr Land für die Erschließung von Bodenschätzen aufzugeben. Denn ohne den Regenwald wird ihre Kultur untergehen. Er gibt ihnen alles, was sie brauchen. Viele Gruppen haben absichtlich keinen Kontakt zur Außenwelt. Mehrere Familien wurden bereits gewaltsam vertrieben.

Die Indigene Führer, Umweltaktivisten stehen sich einer zunehmenden Gewalt ausgesetzt. Morde stehen nahezu an der Tagesordnung. Dabei schreckt das Militär, Polizei und Paramilitärischen Gruppierung nicht davor zurück auch Kinder zu ermorden. In einer E-Mail berichteten Emberá-Indianer, mehrere ihrer Siedlungen im Gebiet des Chocó seien Ende Januar 2010 teils mit Helikoptern angegriffen und 22 Dorfbewohner getötet worden, darunter mindestens acht Kinder.

Haus in einem im kolumbianischen Département Risaralda. Foto Alexandra McNichols-Torroledo

Die Zerstreuung der Erbe-Gemeinschaften führt heute zu unterschiedlichen territoriale Entwicklungen. Trotzdem pflegen sie einen kulturellen Zusammenhalt mit sehr starken Elementen der Identität wie Sprache, mündliche Tradition, Jaibanismus und soziale Struktur.  Neben Veränderungen in den Siedlungsmustern durchläuft die Form des typischen Wohnens in Embera aktiv eine Periode des Wandels. Holzbretter ersetzen oft die Jira Rinde als Bodenbelag und langlebige Aluminiumdächer anstelle von Palmblättern. Aufgrund des Lebens in besiedelten Gemeinschaften mit anderen nicht verwandten Menschen sind Mauern häufiger für mehr Privatsphäre geworden, während Mauern historisch sehr selten waren. Propanofen ersetzen oder ergänzen oft das traditionelle Kochfeuer.

Nach dem Tod zweier neugeborener Mädchen in Pueblo Rico, wurde 2007 öffentlich bekannt, dass weibliche Genitalverstümmelung in Kolumbien praktiziert wird. Beide Mädchen waren an den schwerwiegenden Folgen dieser Praktik gestorben. Die Emberá, die zweitgrößte ethnische Gruppe in Kolumbien, praktiziert als bisher einzige bekannte Ethnie in Lateinamerika weibliche Genitalverstümmelung.

Porträ Patricia Tobon Yagari Patricia Tobon Yagari (rechts), eine inEmbers Einheimische Anwältin aus Kolumbien, hilft bei den Bemühungen, die Gemeinden von Embera über FGM aufzuklären. © UNFPA KolumbienPatricia_Tobon_embed

Nachdem 2007 weibliche Genitalverstümmelung unter den Emberá ans Tageslicht kam, setzten sich das Gesundheitsministerium, Menschenrechtsvertreter sowie die Vereinten Nationen für Aufklärungsarbeit zu der Praktik unter den Emberá ein, mit dem Ziel diese zu beenden. Für die Ursprünge gibt es verschiedene Theorien. Eine Theorie besagt, dass die Praktik durch die Sklaverei nach Südamerika kam. Eine andere Theorie geht davon aus, dass früher einmal ein Zwitter in einer Emberá-Gemeinschaft geboren wurde und die Hebamme es damals als nötig ansah, das Neugeborene zu beschneiden, um zu verhindern, dass sich das Mädchen in einen Jungen verwandle.

Es gibt keine offiziellen Daten darüber, an wie vielen Mädchen in Kolumbien weibliche Genitalverstümmelung praktiziert wurde. UNFPA (United Nations Population Fund) führte über mehrere Jahre anthropologische Studien und Aufklärungskampagnen unter Geburtshelferinnen und Frauen durch. 2012 wurde weibliche Genitalverstümmelung in Kolumbien schließlich verboten. Emberá-Führer sagen aus, dass weibliche Genitalverstümmelung seither in zwei Reservaten nicht weiter praktiziert wird – diese schließen 25.000 Emberá ein. Aber vor allem in abgelegenen Gebieten gestaltet sich die Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit als schwierig und die Frauen sprechen nur ungern mit Außenstehenden über die curación, was die Arbeit zudem erschwert. Jede Frau hat das Recht auf ein unversehrtes Leben und TERRE DES FEMMES verurteilt die frauenverachtende Praktik der weiblichen Genitalverstümmelung streng.

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Aktualisiert: 02.07.2024

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