Die Arhuaco auch Ika oder Bintukua leben wahrscheinlich schon seit Jahrtausenden an der südwestlichen Seite der Sierra Nevada de Santa Marta im Department Magdalena. Die Population besteht aus etwa 6.000 Indios und sind Nachkommen der Arwako. Ihre Sprache gehört zur Chibcha -Sprachfamilie.
Die friedfertigen Arhuaco lebten vom Anbau von Mais, Maniok, Kochbananen, Kartoffeln, Kakao und verschiedenen Früchten. Früher war auch die Jagd von Bedeutung.
Die Arhuaco wurden von spanischen Siedlern früh aus den küstennahen Gebieten vertrieben. Die weißen Siedler holzten auch die Kakaobäume – eine seltene Sorte mit weißen Bohnen – ab. Das Rückzugsgebiet der Arhuaco in der Sierra Neas, wo sie als Gebirgsbauern lebten, wurde 1916 von Kapuzinermissionaren besetzt, die sie als Zwangsarbeiter versklavten und ihnen jede Bildung verwehrten. Seit den 1980er Jahren folgten Landbesetzungen durch weiße Siedler, die das Land für den Anbau von Marihuana und Coca nutzen. Dadurch wurden die Arhuaco in die Kämpfe zwischen der Armee, linksgerichteten Guerillas und Paramilitärs hineingezogen; viele wurden getötet.
1962 wurde ein Fernsehsender auf einem heiligen Berg der Arhuaco errichtet, was ihren heftigen Widerstand hervorrief und mit der Zeit zu ihrer Politisierung führte. Seit 1982 kämpft eine gut organisierte Freiheitsbewegung der Arhuaco gegen den Landraub und für die Rückkehr in die alten Siedlungsgebiete und im Ergebniss vertrieben sie die Kapuziner. Zu Beginn dieses Jahrhunderts kehrten die Arhuaco in ihre alten Siedlungsgebiete zurück, während die weißen Siedler nach wie vor, die tiefergelegenen fruchtbareren Felder bewirtschaften.
Die Arhuaco leben heute auch von Nutzpflanzen wie Kaffee, Zuckerrohr, Weizen und halten Vieh. Nun lassen sie eine alte Kakaokultur mit nachhaltigen waldfreundlichen Nutzungsmethoden wiederaufleben, die vor hunderten von Jahren beinahe ausgelöscht worden war, weil Eindringlinge fälschlicherweise glaubten, der seltene weiße Kakao sei infiziert. Glücklicherweise haben einige alte Kakaobäume im Schatten der Wildnis überlebt und die Arhuaco konnten vor Kurzem zum ersten Mal wieder ihre wertvollen Kakaos ernten. Einen davon haben sie “Businchari” getauft, also Neuanfang – denn als solchen sehen sie ihre Arbeit mit Original Beans und der Arhuaco Businchari Schokolade.
Die Arhuaco glauben an einen väterlichen Schöpfergott, den Kakü Serankua. Sonne und schneebedeckte Gipfel sind weitere männliche Gottheiten, die Erde und der Mond sind weibliche Gottheiten. Die Sierra Nevada halten sie für das Zentrum der Welt. Spirituelle Anführer werden Mamos genannt. Die Aufgabe eines Mamo ist es, die natürliche Ordnung durch Gesänge, Meditation und Opfergaben zu erhalten. Die Ausbildung zum Mamo beginnt im Kindesalter und dauert ungefähr 18 Jahre. Die jungen Männer werden in die Berge gebracht, wo man ihnen beibringt, über die natürliche und spirituelle Welt zu meditieren. Junge Mamos, die ausgebildet werden, verbringen ihre Kindheit in fast völliger Abgeschiedenheit. Würde man den Vergleich zu der westlichen Kultur ziehen, wäre ein Mamo Priester, Lehrer und Arzt – alles in einer Person.
Arhucos glauben, dass das Leben von Natur aus dem Gleichgewicht dessen stört, was vorher da war und durch entsprechende Angebote ausgeglichen werden muss. Das Gleichgewicht wird erreicht, indem an den heiligen Stätten Gaben erbracht werden, um der Erde zurückzugeben, was ihr entnommen wurde. Am häufigsten Werden kleine, farbige Steine verwendet. Die Zahlungen erfolgen an bestimmten Stellen, die über die Sierra verteilt sind.
Für die Indianer ist die Sierra das Herz der Erde und ihre Aufgabe ist es, sie zu schützen. Die Arhuaco nennen sich selbst „die älteren Brüder“, da sie davon ausgehen, dass sie ein größeres Verständnis über die Welt besitzen als andere Menschen, die daher als „die jüngeren Brüder“ bezeichnen. Die Männer tragen einen kegelförmigen weißen Hut, der die schneebedeckten Bergspitzen der Sierra symbolisiert.
Das Blatt der Coca Pflanze spielt eine zentrale Rolle im täglichen Leben und wird bei Opfergaben und Zeremonien eingesetzt. Jeder Mann trägt eine Tasche mit den Blättern, die zerkaut werden, um eine milde Stimulation zu erreichen. Wenn sich zwei Männer treffen, wird eine Handvoll Blätter als Zeichen des gegenseitigen Respekts ausgetauscht. In einem ausgehöhlten Kürbis, poporo, wird Puder aus Meeresmuscheln aufbewahrt. Mit einem Stab wird der Puder zu den Coca Blättern im Mund geführt. Dabei reagiert der basische Puder mit der Coca und setzt stimulierende Inhaltsstoffe frei. Das Puder wird am Hals des poporo verrieben, wodurch sich mit der Zeit ein fester Ring um das Gefäß bildet.
Wasser wird von den Indianern verehrt und es gibt eine starke Gegenbewegung zu existierenden und geplanten Staudämmen in der Region. Die Dämme stören den natürlichen Wasserkreislauf der Sierra und bedrohen die Ernte und Tiere der indigenen Bevölkerung.
Auch privates Landeigentum und Entwicklungsprojekte machen es immer schwieriger für die Indianer, sich auf ihrem angestammten Gebiet zu bewegen und an heiligen Stätten Opfergaben darzubringen.
Leider hat ihre friedliche Sicht auf die Welt sie nicht daran gehindert, in das Kreuzfeuer eines Bürgerkriegs zu geraten, der um sie herumtobt. Mit Beginn der spanischen Eroberung gerieten die Menschen in der Sierra Nevada in einen gewaltsamen Konflikt mit den Invasoren. Als die Spanier erfuhren, dass die Taironas, Vorfahren der heutigen Sierra-Indianer, ihren Göttern schillernde Goldskulpturen anboten, gruben sie ihre Gräber aus und plünderten sie. Dieser Grabraub geht weiter und bereitet den Völkern der Sierra große Sorgen. Die weiße Kolonialisierung im großen Stil begann nach dem Zweiten Weltkrieg, als arme Bauern, die vor der Gewalt des ländlichen Kolumbien flohen, von der relativen Ruhe der Sierra angezogen wurden. In den 1970er Jahren brachte ein massiver Marihuana-Boom Tausende von Menschen dazu, die Droge an den fruchtbaren Hängen der Sierra anzubauen. In den 1980er Jahren wurde dies allmählich durch den Kokainhandel ersetzt, und noch mehr Wälder der Sierra wurden abgeholzt, um Felder für den Kokaanbau zu roden.
Heute gibt es in der Sierra viel mehr Kolonisten als Indios. Die Arhuacos und Arsarios, die an den sanfteren Südhängen des Berges leben, waren am anfälligsten. Da die unteren Hänge übernommen und ein Großteil des natürlichen Lebensraums zerstört wurden, wurden sie gezwungen noch höhere Regionen, wo der Boden weniger fruchtbar ist und weniger Wild zu jagen ist zu besiedeln.
Die Kogi an den steileren Nordhängen waren bis in die frühen neunziger Jahre besser geschützt. Das ändert sich mit der Eröffnung eine neue Straße, die den Zugang zu ihrem Land erheblich erleichterte. Die Anwesenheit einer großen Anzahl armer Bauern zog mehrere Guerillagruppen an. Dies führte zu einem erhöhten Präsenz der Armee, sowie Paramilitärische Gruppen, die von lokalen Landbesitzern kontrolliert wurden. Wie so oft ist die Tragödie, dass die Indianer in der Mitte gefangen bleiben.
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