Kolumbien - Land im Zwiespalt und der Gegensätze
 Kolumbien -Land im Zwiespalt und der Gegensätze  

Amorúa

Mutter mit Kind Amorua, Wipiwe in Colombia | Joshua Project joshuaproject.net

Das Volk der Amorua, oder auch Wipiwe, Siripu, oder Mariposa  ist eine halbnomadische Gemeinschaft mit etwa 178 Menschen, (1) die sich auf eine Fläche von 94.670 Hektar verteilen. Ihr Lebensraum ist Paz de Ariporo. Eine Gemeinde im Departamento Casanare. Paz de Ariporo liegt im Nordosten von Casanare auf einer Höhe von etwa 270 Metern in den kolumbianischen Llanos 90 km von Yopal und 426 km von Bogotá entfernt. Es gibt auch eine Siedlung, die lokal als Amora bezeichnet wird in der Nähe der Stadt La Esmeralda am Fluß Caño Aguaclara. Weitere kleine Siedlungen befinden sich bei El Povenir etwa drei Stunden Flussaufwärts des Meta River sowie im Reservat La Arennosa und den Siedlungen Lituania, Tierra Macha.

Familie provisorisches Lager Vertrieben - Foto Ferdinant Meunier

 

Sie gelten als eine der Völker, die aufgrund ihrer geringen Bevölkerungsdichte im Aussterben sind.

 

Ihre Sprache ist Teil der Guahibo-Sprachfamilie und steht den anderer Völker des Reservats wie Sikuani, Tsiripu, Waüpijiwi, Maibén-Masiware und Yamalero sehr nahe

Frau bei der Arbeit Pueblo Amorúa

In den Amorúa-Gruppen herrscht eine Art Familienorganisation vor, die auf der Autorität des Schwiegervaters beruht. Die Produktions- und Konsumeinheit sowie die Wohneinheit bestehen in der Regel aus einem erwachsenen Ehepaar, den jungen Söhnen und Töchtern sowie den verheirateten Töchtern mit ihren jeweiligen Familien. Mit dem Wachstum der Gruppe neigen die Schwiegersöhne dazu, getrennte Häuser zu bauen.

 

Sie teilen die Mitglieder der Gemeinschaft und im Allgemeinen die ethnische Gruppe in zwei grundlegende Kategorien ein. Die von den direkten Blutsverwandten wie Eltern, Brüdern und Kindern sowie von Onkeln, Brüdern des gleichen Geschlechts, dass die Eltern, der Bruder des Vaters und die Schwester der Mutter. Sie werden als "kleiner Vater" bzw. "Mutter" bezeichnet. Die parallelen Cousins, Kinder der Brüder des Vaters und der Schwestern der Mutter, werden den Brüdern gleichgestellt, und die Neffen und Nichten, werden mit ihren eigenen Kindern in Verbindung gebracht.

entnommen aus Unidad Víctimas @UnidadVictimas

In der Kategorie der Verbündeten werden die Brüder der Mutter und die Schwestern des Vaters berücksichtigt, die sowohl Schwiegereltern als auch Schwiegermütter sind, da sie Eltern von Groß-Cousins oder virtuellen Ehemännern und Ehefrauen sind. In der unteren Generation werden die Söhne der Schwester für ein männliches Ego und die Söhne des Bruders für ein weibliches Ego als Schwiegersöhne und Schwiegertöchter betrachtet, die bereits effektiv diejenigen sind, die die Söhne des Egos heiraten.

Tanzender Indio Tanz im Yopo Rausch | Lubiger-Weltsichten portfolio.fotocommunity.de

Im rituellen und spirituellen Leben repräsentiert der Schamane die Hauptfigur in der Gruppe.

 

Zu den wichtigsten Ritualen, die zweifellos den Lebenszyklus der ethnischen Gruppe kennzeichnen, gehören:

- Das "Gebet der Fische", eine Initiations- und Taufzeremonie, die unter den Gruppen in der Region weit verbreitet ist. Seine allgemeine Bedeutung ist es, die junge Frau auf das Erwachsenenleben vorzubereiten.

 

- Der Itomo, ist der Teil des Zeremonienzyklus, der die zweite Beerdigung begleitet. Es ist eines der Hauptrituale, sogar über dem Ritual der ersten Zeremonie, bei dem die Beerdigung einfach ist und nur der Schamane eingreift. Das Ritual ermöglicht es, die Anwesenheit des Verstorbenen aufrechtzuerhalten, und es wird zu einer wichtigen sozialen Aktivität.

Yopofrüchte am Baum Yopo Pflanze

Bei diesen Ritualen und sozialen Aktivitäten spielt die Yopo Pflanze (Anadenanthera peregrina) eine grundlegende Rolle. Vor allem die Samen und die Rinde enthalten psychoaktive Substanzen. Die Indianer nutzen Yopo-Puder seit Jahrtausenden als Psychedelikum. Die zuerst befeuchteten und zu einem Teig gekneteten Samen werden geröstet und zu einem Pulver zermahlen; durch Vermischen mit alkalischer Asche oder Kalk erhalten die Indios die freien Basen der Alkaloide.(2) Die als YopoNiopoParicaCébilVilca oder Huilca bezeichnete Mischung wirkt als kurzfristiges und starkes Halluzinogen und wird vorwiegend nasal (Schnupfen), aber auch rektal als Klistier oder dermal appliziert. Die freien Basen werden dabei rasch resorbiert und überwinden – mit Ausnahme des Bufotenin – die Blut-Hirn-Schranke. Nasal, dermal oder rektal ist die Droge dabei deutlich wirksamer als oral aufgenommen. Mitunter wird Yopo zusammen mit Tabak geraucht oder vermischt mit Honig gegessen.

Snuff Yopo: Der alte Amazonas Schnupftabak - aus www.spiritmolecule.com

Je nach Art der Applikation und Zusammensetzung der Droge treten Symptome nach einer Minute (Rauchen) bis 15 Minuten (Schnupfen von Yopo-Pulver) auf. Dazu zählt der vollständige Identitätsverlust und es kommt zu multidimensionalen Visionen, verbunden mit starken und vielfältigen psychedelischen Halluzinationen. Hierunter ist beispielsweise die Verwandlung in Tiere, erotische Ekstase und das Gefühl von Fliegen zu verstehen. Der Wirkung gehen oft Kopfschmerzen, Speichelfluss und Erbrechen voraus, bevor ein Trancezustand mit Tanzen, Singen und Schreien erreicht wird.(3)

Yamswurzeln

Maniok wird ist Hauptkultur in den Amorúa-Gruppen. Die bitteren Manioksorten werden bis zu einem Dutzend pro Feld angebaut. Bananen werden in niedrigen und feuchten Gebieten gepflanzt. Ananas, Bohnen, Süßkartoffeln und Yamswurzeln werden neben den Yucca-Bäumen angebaut. Während Obstbäume wie Guama, Mango, Papaya, Zitrusfrüchte, Gewürze und Heilpflanzen in der Nähe der Häuser kultiviert werden. Um das alkoholische Getränk Yalaki aus bitterer Yucca herzustellen, wird ein zusätzliche Yucca gepflanzt.

Guama

Die Urbarmachung von Neuland (eine Aktivität, die im Dezember stattfindet) und die Aussaat erfolgt auf Einladung vom Siedlungsleiter. Die Aussaat erfolgt in den Tagen vor dem ersten Regen. Nach ungefähr acht Monaten des Pflanzens der Yucca-Bäume ist die Ernte kontinuierlich, da jede Familie mehrere Pflanzungen in verschiedenen Entwicklungsstadien besitzt. Dadurch werden die familiären Bedürfnisse weitgehend erfüllt.

Armeposten Armeposten am Orinoco

Die gegenwärtige Lage dieses Volkes ist katastrophal. Schon vor 2019 sehen sich die Amoruas als indigene Gemeinschaft mit ernsten Bedingungen konfrontiert. Zwischen den Fronten der bewaffneten Auseinandersetzung der FARC, Regierung, Paramilitärs und den Drogenkartellen wurden sie ständig auf ihrem Land hin und her gestoßen. Jetzt wird ihre Situation durch die venezolanische Migration in die Gemeinde noch verschärft und quasi überrollt. Puerto Carreño ist eines der am stärksten von der Krise in Venezuela betroffenen Gebiete, vor allem weil die Gemeinde nicht die Kapazität hat, die Bedürfnisse aller zu befriedigen, und weil es einen großen Zustrom von Einwohnern aus dem Nachbarland gibt.

Die Krise verschärft sich noch da von Seite der Regierung keine Garantien zu ihrem Schutz bestehen. Sie werden einfach in ignoriert, so als würden sie nicht exestieren. Die regionalen Behörden haben nicht die Mittel dazu die Lage zu ändern. Am Dienstag, dem 23. Juli 2020 hat das Büro des Ombudsmanns von Vichada eine öffentliche Anklage gegen die schlechten Lebensbedingungen dieser Gemeinschaft erhoben, da diese ihre traditionelle Tätigkeit in der Landwirtschaft und Fischfang nicht ausüben können und ihnen die Grundlage ihrer Existenz enthoben wurde.

Indios auf der Mülldeponie Foto: Defensoría del Pueblo

Etwa 30 Indios streifen täglich durch die Deponie der Region darunter Kinder und Frauen, auf der Suche nach nützlichen oder wertvollen Materialien zur Wiederverwertung, um wenigsten das notwendigste zum Lebenserhalt zu beschaffen. Zwangsläufig sind sie angesichts der Umgebung, in den sie sich aufhalten, typischen Krankheiten ausgesetzt, wie z.B. Atemwegserkrankungen, Infektionen und Hautproblemen.

 

Flusslandschaft Landschaft um Vichada

Aura Upegui, eine Beamtin des Büros des Ombudsmanns von Vichada, bringt die ernste Lage der Menschen in dieser Gemeinde zum Ausdruck. Insbesondere betont sie die Lage der Kinder, die gezwungen sind zu Betteln, psychoaktiver Substanzen konsumieren und sexuelle Ausbeutung ausgesetzt sind. Sollte nicht sofort von seitens des Staates Schutzmaßnahmen ergriffen werden ist dieses Volk in wenigen Jahren von der Erde verschwunden.

1Däne: Volkszählung 2005 -Projekt 2001-

 

2 W. Blaschek, R. Hänsel, K. Keller, J. Reichling, H. Rimpler, G. Schneider (Hrsg.): Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis, Folgeband 2 Drogen A–K. 5. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg / New York 2012, ISBN 978-3-642-63794-0, S. 81–85 (online – Unveränderter Nachdruck der Erstausgabe von 1998).

 

3 Anadenanthera peregrina (L.) Spegazzini., Mansfeld's World Database of Agriculture and Horticultural Crops, abgerufen am 12.11 2020.

 

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Peter Blöth
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Aktualisiert: 02.07.2024

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