Kolumbien - Land im Zwiespalt und der Gegensätze
 Kolumbien -Land im Zwiespalt und der Gegensätze  

Armut in Kolumbien

Wohnhaus auf San Andres,Autor

Die Einkommens- und Vermögensverteilung in Kolumbien ist bislang eine der ungleichsten auf der ganzen Welt. Die Armut ist zwar bis 2020 gesunken. Bis dahin lebten  27 Prozent der Menschen unter der Armutsgrenze und 6,5 Prozent zeigen Hungersymptome. Im Jahr 2010 waren es noch 38 Prozent. Wobei hier ein wenig Vorsicht geboten ist. Dieses statistische Ergebnis, beruht auf eine neue Messmethode. Diese Indikatoren sind mit den vorherigen schwer zu vergleichen.  Die neue Armutsgrenze wurde auf Grundlage von neueren Angaben zu den Lebensmitteln, die den Einkaufskorb der Kolumbianer ausmachen, neu berechnet. Außerdem wurden die Einkünfte der Haushalte die staatlichen Zuschüsse, wie Familias en Acción erhalten, miteinbezogen. „Jedes Land hat die Armen, die es haben will”, meint ein Fachmann mit etwas Humor zu dem Thema. Er will damit sagen, dass die Armutsmessungen Ergebnis der relativ willkürlichen Kriterien der Regierungen sind. Wenn man die Methode zur Armutsberechnung verändert – wie es Kolumbien getan hat – und die Zahl der Personen unter der Armutsgrenze sinkt, ist doch ein wenig skeptisch angebracht. Egal, angesichts des Wirtschaftswachstums war es kein großer Sprung. Der neue Wohlstand erreicht nur relativ wenige Menschen. 

Mit der Corona-Pandemie hat sich die Lage drastisch verschoben. Die extreme Armut in Lateinamerika ist 2021 mit 86 Millionen betroffenen Menschen auf den höchsten Wert seit 27 Jahren gestiegen. Dies stellt die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik der Vereinten Nationen (Cepal) in ihrem Jahresbericht fest. Die schwierige soziale Lage trifft verwundbare Gruppen besonders. Laut Cepal-Generalsekretärin Alicia Bárcena Ibarra ist der Anteil der Frauen ohne eigenes Einkommen durch die Pandemie gestiegen und die Armutsschere hat sich in ländlichen Gebieten, bei Kindern und bei indigenen Gemeinschaften weiter geöffnet. Besonders drastisch ist der Anstieg der extremen Armut in Argentinien, Kolumbien und Peru mit jeweils mindestens 7 Prozent. 

Obdachloser in Cali, Autor

Konkret: Als arm gilt in Kolumbien, wer nicht genug Geld hat, um den sogenannten statistischen "Basiskorb" zu bezahlen. Der ist als Existenzminimum definiert und soll genug Geld enthalten für Nahrung und Hygieneartikel, Miete und Kleidung, Bildung und Personentransport. Zur monatlichen Berechnung werden die Preise von rund 400 Produkten und Dienstleistungen einbezogen. Für eine vierköpfige Familie veranschlagt das Statistikamt (DANE) derzeit 847.228 kolumbianische Pesos - rund 253 Euro.  Als extrem arm gilt nach Definition der Weltbank eine Person, die am Tag weniger als umgerechnet 1,90 US-Dollar zur Verfügung hat (225.000  Pesos)

2021 betrug das durchschnittliche Einkommen bei 422€ ( 1.886.165,10 COP Kolumbianischer Peso) Ab 01.01.2022 wurde der gesetzliche Mindestlohn auf COP ingesamt 1.117.172 monatlich angehoben (ca. 250 Euro) incl. der Transportkosten was 10,07 Prozen entspricht.

Aus einem Bericht der kolumbianischen Lebensmittelbank (Banco de Alimentos) 2022 geht hervor, dass 21 Millionen Kolumbianer nicht über die notwendigen Mittel verfügen, um den Grundnahrungsmittelkorb für eine Familie zu kaufen. Die Welternährungsorganisation FAO hat das südamerikanische Land auf die Liste der Länder gesetzt, die von Hungersnot bedroht sind.

Laut Luis Eduardo Celis von der Fundacion Pares (Fundacion Paz y Reconciliacion) hat die Corona-Pandemie gezeigt, "wie zerbrechlich die Gesellschaft ist". Die Bischofskonferenz habe unlängst mitgeteilt, dass vor Beginn der Pandemie 89 Prozent der Kolumbianer drei Mahlzeiten pro Tag zu sich nahmen, im Dezember 2021 war die Zahl auf 69,1 Prozent gesunken, das heißt fast 14,4 Millionen Kolumbianerinnen aßen zweimal am Tag und etwa 155.000 hatten nicht einmal eine tägliche Mahlzeit.

Laut einem Bericht der FAO und des Welternährungsprogramms der UNO sind 7,3 Millionen Kolumbianer von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen und werden auf Hilfe angewiesen sein.

Diese gehen mit der Erhöhung der Lebensmittelpreise und der Inflation einher. Nahrungsmittel und Getränke verzeichneten mit 19,94 Prozent den höchsten jährlichen Preisanstieg. So ist etwa der Preis für Kartoffeln im Januar 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 140,16 Prozent gestiegen.

Ein Beispiel aus Buenaventura das für 1000de steht. Eine Mutter, alleinstehend. Arbeitet 6 Tage in der Woche 10 Stunden. Verdient 450000 Pesos. Davon muss sie Miete, Strom, Wasser, Nahrung und Medikamente zahlen. Das ist zu viel um zu sterben und zu wenig zum Leben.

Wohnsiedlung in Buenaventura, Autor

Viele Familien sind auf Grund ihres Bildungsgrades und den extremen sozialen Umständen komplett mit der Bewältigung ihrer Grundbedürfnisse beschäftigt, wozu auch die Kinder ihren Beitrag leisten müssen. Als Folge können die Kinder die reguläre Schule nicht besuchen, müssen Hausarbeiten erledigen und/oder werden als geringstbezahlte Helfer (meistens) in der Landwirtschaft eingesetzt. Es setzt sich ein Teufelskreis in Gang. Kinder können nicht zur Schule gehen um den Eltern zu helfen. Mangelnde bis keine Schulbildung führt dazu später keine hochwertige Tätigkeit ausführen zu können. Sie bleiben Arm. Mangelernährung und schwere körperliche Arbeit tragen ihren Teil dazu bei, dass die Kinder nur wenig Chancen haben, allein aus diesem Teufelskreis auszubrechen.

Registrierung in einer Schule, Autor

 

Ausgleich versuchen kolumbianische Regierungen seit 2003 mit Sozialtransfers zu schaffen. Familien, deren Einkommen unter dem Existenzminimum liegt, erhalten unter bestimmten Bedingungen Transferzahlungen: Bis zu 561.000 Pesos, knapp 230 Euro, erhalten sie pro Schuljahr, wenn ein Kind regelmäßig am Unterricht teilnimmt. Weitere 350 Euro kommen pro Jahr dazu, wenn die Eltern ihr Kind planmäßig in einem staatlichen Gesundheitszentrum untersuchen lassen.

Wohnhaus auf San Andre, Autor

Mangelnde Sicherheit der Bewohner von Armenvierteln behindern ihren sozialen Aufstieg.. Aber auch die Handelsverträge, die Kolumbien in den letzten Jahren mit zahlreichen Ländern geschlossen hat, kommen längst nicht allen zugute. Die meisten Nachteile entstehen dort, wo der Wohlstand ohnehin am ungleichmäßigsten verteilt ist: auf dem Land. Dort lebt fast ein Drittel der Kolumbianer. Insbesondere Kleinbauern stellt der sogenannte Freihandel vor große Probleme. Der hat ihnen nämlich nicht nur die Chancen und Risiken der internationalen Märkte beschert, wie der Name verheißt. Mit ihm sind zahlreiche Auflagen in Kraft getreten, die den Bauern ihre gewohnte Arbeitsweise faktisch verbieten. Halten sie etwa einen Teil der Ernte als Saat zurück, müssen sie Strafen zahlen. Das Saatgut müssen sie kaufen.

Conainerhafen Buenaventura Autor

Entscheidend ist, dass die Armut viel zu hoch angesichts der Entwicklung und des Wirtschaftswachstums ist, das Kolumbien in den letzten Jahren erlebt hat. Eine andere Methode die Armut zu messen ist die des Koeffizienten Gini. Damit wird gewöhnlich die Reichtumsverteilung gemessen. Die Null ist die völlige Gleichheit und Eins die absolute Ungleichheit. Dieses Land hat einen Koeffizienten von 0,56 und zählt damit zu den ungleichsten Nationen auf dem Kontinent und der Welt. Noch bedenklicher ist, dass dieser Indikator sich weigert zu sinken, und nicht einmal eine Tendenz in diese Richtung aufweist.

Hafenanlage Cartagena, Autor

Warum schließt sich weder die Kluft zwischen Arm und Reich, noch sinkt die Armut mit der Geschwindigkeit des Wirtschaftswachstums? Die Experten stimmen darin überein, dass die Gründe verschieden und tiefgründig sind: die Konzentration von Land verursacht durch den bewaffneten Konflikt, das Geld in wenigen Händen und schwierige Kreditbeschaffung, Politik, welche sowohl die Informalität als auch die massenhafte Verbreitung von Subventionen fördert, ein Bildungssystem, das die Ungleichheit aufrechterhält und ein Rentensystem, das eine Menge Geld an die wenigen privilegierten Rentner und wenig Geld an die vielen normalen Rentner verteilt, und ein Steuersystem, das es den Reichsten erlaubt, Steuern zu hinterziehen

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Aktualisiert: 23.04.2024

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